Die Preisträgerin 2024: Catherine Meurisse
2024 erhielt die französische Karikaturistin den 14. Karikaturpreis der deutschen Anwaltschaft. Die Preisverleihung fand am 11.09.2024 in Berlin im Ballhaus Wedding statt.
Zur Preisträgerin
Schönheit wird die Welt retten
Begegnungen mit Größen der Literatur und Kunst sind für Catherine Meurisse der Zugang zur Welt und ein Weg, diese zu verstehen. Fast beiläufig trifft man diese Heroen in den Arbeiten der französischen Comic-Zeichnerin. Meurisse studierte Französisch und Literatur und anschließend Illustration an der École nationale supérieure des arts décoratifs. Ab 2005 war sie die erste weibliche Zeichnerin in der Redaktion von „Charlie Hebdo“. Als zweite Comickünstlerin stellte sie 2020 im Centre Pompidou aus. Als erste Comiczeichnerin wurde sie im gleichen Jahr in die französische Akademie der bildenden Künste aufgenommen.
Nicht als Erste, sondern zu spät kam sie am 7. Januar 2015. Ihr Verschlafen am Tag der Redaktionssitzung bei „Charlie Hebdo“ rettet ihr das Leben. Mehrere ihrer Freunde und Kollegen und Kolleginnen wurden bei dem terroristischen Anschlag auf die Redaktionsräume des renommierten Satire-Magazins getötet. Meurisse hatte seit 2001 dort gearbeitet und war ab 2005 über zehn Jahre lang Teil der Redaktion. Ihr Trauma vom Verlust der Freunde, der Freiheit, der kreativen Leichtigkeit und Lebensfreude verarbeitete die Zeichnerin in der autobiografischen Graphic Novel "Die Leichtigkeit". Sie erschien zwei Jahre nach dem Anschlag. In dieser ersten auch in Deutsch veröffentlichten Publikation gewährt Meurisse sehr offen berührende Einblicke in ihr aufgelöstes Leben. Sehr beharrlich und humorvoll setzt sie ihre Existenz wieder zusammen. Ihren Ängsten und Zweifeln stellt sie sich mutig und stark. Als Leser*in begleitet man sie bei ihrer Rückkehr ins Leben. Über die Schönheit, die nach Dostojewski die Welt rettet, gelingt es Meurisse aus diesem Schreckensvakuum wieder in einen Alltag zu gelangen und so zu überleben.
In ihren Werken bereist die Autorin verschiedenste Länder und Orte und zwischen Gärten und Museen treffen wir ihre Eltern, Freude und Freundinnen und andere ihr nahestehenden Menschen, Philosophen und Philosophinnen und Künstler und Künstlerinnen. Ihre Kindheit auf dem Land zeigt sie uns in kindlicher Neugierde und dem rebellischen Selbstbewusstsein der Jugend. Ihre Eltern lehrten sie einen sensiblen und demütigen Umgang mit der Natur und gemeinsam entstand ein wunderschöner Garten und eine heimelige Umwelt.
Sinnliche Eindrücke über die Schönheit von Natur, Literatur, Philosophie und Kunst gehören zu den zentralen Themen im Oeuvre von Catherine Meurisse. Unmerklich schleichend und doch beharrlich wirkt Meurisse' vehementer Einsatz für eine bessere, gerechtere Welt und für die Umwelt. Das alles passiert nie mit erhobenem Zeigefinger. In ihren Werken wird permanent aufgeforstet und das nicht nur im Garten, sondern auch geistig und so stehen die Chancen gut, dass die Schönheit die Welt rettet. "Man muss seinen Garten bestellen", diesen Satz des Philosophen Voltaire sollten wir ganz im Sinne von Catherine Meurisse nie vergessen!
Dr. Eva Jandl-Jörg/Wilhelm Busch – Deutsches Museum
Grußwort Dr. Benjamin Strasser (BMJ) ♦ Laudatio Andreas Platthaus (FAZ) ♦ Pressemitteilung zur Preisverleihung
Die Karikatur "The Rights of Nature" hat Catherine Meurisse anlässlich der Preisverleihung exklusiv für die Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) gezeichnet.