„Karikaturpreis der deutschen Anwaltschaft“ 2000 an Tomi Ungerer verliehen
Preisübergabe am 12. Oktober 2000 um 11.00 Uhr in der Residenz des Französischen Botschafters in Berlin
Bundesrechtsanwaltskammer, Bonn / Berlin. Eine Jury aus Vertretern des Kulturlebens und der Bundesrechtsanwaltskammer hat den „Karikaturpreis der deutschen Anwaltschaft“ zum zweiten Mal vergeben. Der Preisträger im Jahr 2000 ist der aus dem Elsass stammende Künstler Tomi Ungerer. Die Verleihung wird der Präsident der Bundesrechtsanwaltskammer, Rechtsanwalt und Notar Dr. Bernhard Dombek, am 12. Oktober 2000 um 11.00 Uhr in der Residenz des Französischen Botschafters in Berlin vornehmen.
Grußworte werden der französische Botschafter Claude Martin, der Präsident der Bundesrechtsanwaltskammer Dr. Dombek und die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichtes, Prof. Dr. Jutta Limbach, sprechen. Die Laudatio auf den Preisträger wird die Stellvertretende Direktorin des Wilhelm-Busch-Museums in Hannover, Gisela Vetter-Liebenow, halten.
Karikaturisten versuchen mit ihren Werken, einen Beitrag für eine gerechtere, eine menschlichere Welt zu leisten. Um dies zu verdeutlichen, haben die in der Bundesrechtsanwaltskammer zusammengeschlossenen regionalen Rechtsanwaltskammern 1998 den Karikaturpreis gestiftet. Er soll herausragende Leistungen auf dem Gebiet der satirischen Kunst auszeichnen und ist auch dieses Jahr mit 10.000,00 DM dotiert. Erster Preisträger war 1998 der englische Künstler Ronald Searle.
Mit Tomi Ungerer wird in diesem Jahr ein Künstler geehrt, der sich bildnerisch und philosophierend mit der Politik auseinander setzt und mit den Großen dieser Welt diskutiert, wobei er sich vor allem zum Anwalt der Jugend macht. Subtil und subversiv wirkt Ungerer mit fröhlich-frechen, bitterbösen bis bitterernsten und frivolen bis knallharten Zeichnungen in der gegenwärtigen Kulturszene. In den letzten 40 Jahren hat der 68jährige rund 40.000 Zeichnungen angefertigt und über 140 Bücher in den wichtigsten Sprachen veröffentlicht.
Tomi Ungerer gilt vorwiegend als ein Humorist-Satiriker von Weltklasse. Er hat eine ausgeprägte Neigung zur Absurdität und Provokation und bezeichnet sich selbst gern als einen „agent provocateur“, als einen alles in Frage stellenden Unruhestifter.
Aber er provoziert nicht nur. Er bezeichnet sich selbst als großen Moralisten und engagiert sich vielseitig: für den Tierschutz und die Aids-Hilfe, den deutsch-französischen Kulturaustausch und insbesondere für die Sprachen von Minderheiten, wie das Elsässisch. Er selbst spricht gern in Bildern – in denen sich vor allem eines zeigt, das Motto seines Lebens: „Spaß gegen Hass“.
Seine Reportagen, seine Fotografien, seine Skulpturen, das alles sind zwar „Ungerers“, doch seiner Vielseitigkeit sind keine Grenzen gesetzt. Grenzenlos, tabulos – Tomi Ungerer nimmt sich die Freiheit, sich Freiheiten zu nehmen. Unangepasst und bei aller Gelassenheit – seine wilden Jahre scheinen nie zu enden. Seit 1976 lebt Tomi Ungerer auf einem Bauernhof in Südirland, wo er auch weiterhin Bücher illustriert, Bilder malt, Skulpturen und Spielzeug erstellt.
Seine oftmals erotischen und gesellschaftskritischen Karikaturen wurden seit 1979 in über 100 Ausstellungen europaweit gezeigt. Zur Zeit sind etwa 250 seiner Kunstwerke in der Ausstellung „Zwischen Marianne und Germania – das kleine Elsass zwischen Frankreich und Deutschland“ im Stadtmuseum in München (bis zum 5. November 2000) zu sehen.
1993 erhielt Tomi Ungerer das Bundesverdienstkreuz für seinen Beitrag zum kulturellen Austausch und zur deutsch-französischen Verständigung. Darüber hinaus wurde Tomi Ungerer mit weiteren zahlreichen Preisen ausgezeichnet – gerade kürzlich zum Botschafter des Europarates für Kinder und Erziehung ernannt – und gehört der Lègion d´honneur an. Die Bundesrechtsanwaltskammer verleiht ihm den diesjährigen „Karikaturpreis der deutschen Anwaltschaft“ in Anerkennung seiner vielseitigen Arbeit.
Der Karikaturpreis wird auch in diesem Jahr vom Anwalt-Suchservice unterstützt.