Laudatio

Dr. Thomas Remmers, Rechtsanwalt und Notar, Hannover, Vizepräsident der Bundesrechtsanwaltskammer und Mitglied der Jury

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Gäste,
lieber Herr Heinisch,

dieser Abend ist und bleibt etwas Besonderes. Wir haben nicht etwa nur doppelten Grund zur Freude und zum Feiern, sondern gar dreifach. Zum ersten Mal in der Geschichte des Karikaturpreises, der immerhin schon seit 1998 existiert, vergeben wir einen Sonderpreis. Den heutigen Abend können wir also getrost in vielfacher Hinsicht als einen Premierenabend bezeichnen:

Den Sonderpreis vergibt die Jury des Karikaturpreises der BRAK heute an den Anwalt, Menschen und Künstler Philipp Heinisch für sein Leben als rechtspolitischer Karikaturist.

Phillip Heinisch ist der Anwaltschaft so nah, wie kaum ein anderer Künstler, war er doch selbst 20 Jahre lang als Rechtsanwalt in eigener Kanzlei tätig. Dieser Umstand dürfte nachhaltig dazu beigetragen haben, dass er mit feinem Humor Anwaltschaft, Justiz und Rechtspolitik so treffend zu karikieren vermag, wie kein Zweiter. Vom Experten an der Akte zum Experten an der Staffelei, könnte man sagen.

Natürlich ist es für den Berufsstand stets bedauerlich, einen engagierten Anwalt zu verlieren. Im Falle Heinischs tröstet die Tatsache, dass er nicht nur dem Ruf seines Herzens gefolgt ist, sondern uns seither in unverzichtbarer und vorzüglicher Weise mit treffendem Witz künstlerisch einen Spiegel vor Augen hält.

Die künstlerische Ader scheint vererbt, denn auch Phillip Heinischs Vater war begeisterter Zeichner und Künstler, kam indes nicht in den Genuss, in einem demokratischen Rechtsstaat zu wirken. So wurde er von den Nazis als entarteter Künstler bezeichnet und sein bekanntestes Bild bedauerlicher Weise vernichtet.

Es ist ein Segen, dass diese Zeiten der Vergangenheit angehören und in unserem Rechtsstaat künstlerische Kritik frei ohne Repressalien nicht nur möglich, sondern auch erwünscht ist. Um nichts in der Welt möchten wir dieses Privileg missen. Ebenso wenig möchten wir die Werke von Philip Heinischs missen, die in ihrer Spezialisierung auf das Thema Recht und Rechtsstaat ihresgleichen suchen. Etwa 2000 Bilder hat Heinisch inzwischen geschaffen. Ein paar der für ihn besonders bedeutsamen Werke sehen Sie im Hintergrund eingeblendet.

Er setzt nicht nur unterschiedlichste Tätigkeitsgebiete von Anwälten künstlerisch in Szene, sondern befasst sich auch mit aktuellen Entwicklungen innerhalb der Anwaltschaft oder Themen aus dem Kanzleialltag, so mit der Zweigstelle, der Nachhaltigkeit durch Papierverzicht oder aber der Anwalts-GmbH.

Dabei bekommt unser Beruf gelegentlich auch auf sehr charmante Weise sein Fett weg… so stellt Heinisch beispielsweise einen Strafverteidiger in Vorbereitung seines Plädoyers dar, das sprichwörtlich mit einer ordentlichen Portion oder auch Prise „Drama“ gewürzt wird.    

Mit einem Augenzwinkern beschreibt er bildlich die Unterschiede zwischen Generalisten und Spezialisten und zeigt auf, dass Gerechtigkeit selbst für Justizia gelegentlich ein wahrer Balanceakt ist. Heinisch lässt uns durch seine Zeichnungen darüber nachdenken, ob Mediation nicht gar Medizin ist. Auch rechtspolitische Entwicklungen und Bestrebungen werden stets aktuell in Szene gesetzt, so seinerzeit der große Lauschangriff das allgegenwärtige Thema Datenschutz oder aber Künstliche Intelligenz. Corona, Homeoffice und Geldwäsche wurden auf Papier gebannt, der Begriff des „Strafraums“ neu definiert. Auch das Allseits beliebte „Aussitzen“ in der Politik wurde in Form einer politischen Lektion dargestellt und bringt den Betrachter zunächst zum Schmunzeln, sodann zum kritischen Nachdenken. Gleiches gilt für die dargestellten Diskrepanzen in den Werken zum Wahlkampf und den Wahlversprechen.

Und ganz aktuell teilt Heinisch auf LinkedIn eigene Werke die sich mit dem Angriffskrieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen befassen.

Fans hat Phillip Heinisch übrigens nicht nur in der Anwaltschaft, sondern auch in der Justiz. Ein großer Fan und Unterstützer ist z.B. der ehemalige Vizepräsident des Landgerichts Hildesheim, der dort vor vielen Jahren und seine erste Ausstellung organisiert hat und damit Heinisch sozusagen in Niedersachsen bekannt gemacht hat. Es folgten weitere Ausstellungen sowie die Karikatur von Philipp Heinisch für den Tag der offenen Tür, die danach vielfach bei ähnlichen Veranstaltungen in der Justiz Verwendung fand.

Philip Heinisch unterhält uns nicht nur bestens, sondern bringt uns dazu, Entwicklungen, Geschehnisse und auch Klischees und Vorurteile kritisch zu hinterfragen. Das Wirken erschöpft sich allerdings nicht im rein künstlerischen Schaffen. Heinisch hält Vorträge zum Thema Kunst und Justiz und leistet dadurch einen weiteren aktiven Beitrag dazu, dass wir alle unseren Horizont erweitern können.

Lieber Herr Kollege Heinisch, es ist mir eine große Freude, Sie heute für Ihr Leben als rechtspolitischer Karikaturist auszeichnen zu dürfen. Diese Auszeichnung haben Sie wahrlich verdient.

Herzlichen Glückwunsch!

Dr. Thomas Remmers, Berlin, 14. September 2022