Plädoyers einer streitbaren Kunst

Sonderpreis 2022: Philipp Heinisch

Im Jahr 2022 erhielt der deutsche Karikaturist Philipp Heinisch einen Sonderpreis im Rahmen des Karikaturpreis der deutschen Anwaltschaft. Die Preisverleihung fand am 14.09.2022 in Berlin statt.

14.09.2022

Zum Preisträger

Portrait Philipp Heinisch, Sonderpreisträger für sein Lebenswerk, Karikaturpreis der deutschen Anwaltschaft 2022

Philipp Heinisch

Karikatur wird gelegentlich auch als Bildsatire bezeichnet. Daran ist richtig, dass sich Satire häufig auch in Bildern ausdrückt. Schon vor mehr als 100 Jahren antwortete Kurt Tucholsky auf die Frage: „Was darf Satire?“ „Alles!“ Für die Karikatur bedeutet das, dass sie. Sich jeder Zensur - abgesehen von der Einhaltung des Gesetzes - entzieht. Dadurch ist der Bereich der Karikatur sehr weit. Sie beschränkt sich in ihrer Aussage und ihren Inhalten nicht auf bloße Darstellung. Sie bezieht vielmehr Stellung, sie klagt an, spitzt zu, reduziert und übertreibt. Karikatur gedeiht besonders gut auf der Grundlage künstlerischer Qualität. Damit erledigt sich die über lange Zeit diskutierte Frage, ob Karikatur Kunst ist. In aller Regel ist sie mehr als angewandte Kunst.

All das hat die Jury bedacht, als sie sich entschied, Philipp Heinisch im Rahmen des Karikaturpreises der deutschen Anwaltschaft mit dem Sonderpreis zu beehren. Philipp Heinisch ist ein satirischer Zeichner von Qualität, der einen ganz eigenen Stil entwickelt hat. Betrachtet man eine Zeichnung von ihm, bedarf es nicht eines Blickes auf den Urheber. Seine Zeichnungen sind sofort als "typisch Heinisch“ zu erkennen. Dabei hat er inhaltlich dem Medium eine Besonderheit zugeeignet, die ihn besonders auszeichnet. Seine Zeichnungen sind nie aggressiv. Sie sind manchmal geradezu liebenswürdig. Sie lösen kein lautes Lachen, schon gar keinen Zorn aus, vielmehr ein verstehendes Schmunzeln. Das gilt besonders für Betrachter aus dem Bereich der Justiz. Das ist ein Gebiet, dem sich Heinisch in seinen Zeichnungen nahezu ausschließlich widmet. Ich kenne keinen satirischen Zeichner, Frau oder Mann, der sich wie er, auf die Justizkarikatur konzentriert hat. Selbst Daumier, der einem sofort einfällt, hat sich nur zu einem kleinen Teil mit den Juristen beschäftigt.

Philipp Heinisch hat bei seiner Arbeit den Vorteil, dass er weiß, wovon er redet, oder besser zeichnet. Er hat die Rechtswissenschaft von der Pike auf gelernt, war lange Jahre, von 1972 - 1991, Rechtsanwalt und kennt daher das Metier, dem er sich in seinen Zeichnungen widmet, sehr genau. Seine Arbeiten zeugen von großer Fachkenntnis. Sie richten sich häufig direkt an die Justiz, daher stellt sich bei Heinisch nicht die über lange Zeit diskutierte Frage, ob es bei guter Karikatur mehr auf den Inhalt oder die Bildgestaltung ankommt. Heinisch zeichnet nicht nur, er hat auch immer etwas zu sagen. Es geht ihm, wie er selbst sagt, den häufig anzutreffenden Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit aufzudecken und mit seinen Mitteln dazu beizutragen, diesen Widerspruch zu überbrücken.

Sein Vorteil ist für uns, dass er unser Zeitgenosse ist. Wir ahnen die Probleme. Durch Heinisch werden sie uns allerdings häufig erst bewusst.

Dr. Ulrich Scharf

Karikatur "Recht und Gerechtigkeit im Kern"

Die Karikatur "Recht und Gerechtigkeit im Kern", die Philipp Heinisch anlässlich der Preisverleihung exklusiv für die Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) gezeichnet hat, ist als Kunstdruck (Format 50 x 65 cm) in einer limitierten Auflage von 77 Stück bei der BRAK erhältlich. Das Werk ist von Philipp Heinisch von Hand nummeriert und -signiert. Es kann für 195 Euro, zzgl. Versand und Verpackungskosten, bei der BRAK bestellungen(at)brak(dot)de bestellt werden.

Karikatur "Recht und Gerechtigkeit im Kern", Philipp Heinisch

"Recht und Gerechtigkeit im Kern", Original im Format 42 x 60 cm, Federzeichung