Karikaturpreis 2022

Der Preisträger 2022: Pawel Kuczyński

Im Jahr 2022 erhielt der polnische Karikaturist Pawel Kuczyński den Karikaturpreis der deutschen Anwaltschaft. Die Preisverleihung fand am 14.09.2022 in Berlin statt.

14.09.2022

Zum Preisträger

Portrait Pawel Kuczynskis, Preisträger des Karikaturpreises der deutschen Anwalschaft 2022

Pawel Kuczynski

Der prägende inhaltliche Charakterzug der Karikaturenkunst von Pawel Kuczyński ist das Surreale. Darin ist er nicht allein, vielmehr könnte man es für archetypisch halten, ist doch jeder Karikaturist jenseits der Wirklichkeit unterwegs, durch physiognomische Verzerrung, Symbolgebrauch und unmögliche Begegnungen. Man denke nur an eine der berühmtesten Arbeiten des Genres: David Lows 1939 für die Zeitung „The Evening Standard“ gezeichnetes Rendezvous von Hitler und Stalin, die sich mit ausgesuchter Höflichkeit begrüßen – „The scum of the earth, I believe“ – „The bloody assassin of the workers, I presume?“ Zwischen den beiden sich voreinander verneigenden Schlächtern liegt eine Leiche, in der jeder zeitgenössische Betrachter Polen identifizierte, das Heimatland von Pawel Kuczyński. Es gab nichts zu lachen über den Hitler-Stalin-Pakt, aber da die beiden Diktatoren sich im wahren Leben nie trafen und auch keine Freunde von Höflichkeit waren, ist ihre Begegnung in Lows Karikatur witzig – nicht im Sinne von Komik, sondern von Geist. Sie macht einen Zynismus der Macht sichtbar, den kein Foto hätte einfangen können, wenn es das „Rendezvous“ denn je gegeben hätte.

Das ist genau, was Kuczyńskis Karikaturenkunst mit den Großmeistern seines Metiers verbindet: Das Lachen bleibt uns im Halse stecken, wenn wir über die Wirklichkeitsnähe der Unwirklichkeit auf seinen Blättern staunen. Doch Kuczyński verzichtet auf Karikaturen von Individuen und auch auf jeglichen Text. Er setzt Machtstrukturen ins Bild. Seine wortlose Apokalyptik, die durch das warme Sonnenuntergangslicht von Kuczyńskis Farben noch verstärkt wird, ist ein Menetekel dessen, was wir sehen würden, wenn sich nicht so viel Weltgeschichte im Verborgenen abspielte. Ein Lieblingsobjekt seines Spotts ist die Katholische Kirche, und der Beichtstuhl in Form einer gewaltigen Waschmaschine, in deren Frontlader-Öffnung der kniende Beichtende hängt wie eine vergessene Socke, ist einer der bittersten Kommentare zum religiösen Schleudertrauma. Oder Kuczyńskis Millionärspärchen, das sich auf dem Deck seiner Luxusyacht sonnt, die in einer vom Butler befüllten Badewanne schwimmt, mitten in der Stadt. Was da alles thematisch in diesem Albtagtraum steckt: Klassenkampf, Hybris, Exhibitionismus und auch Ökologie, denn die Stadt wirkt wie ein ausgetrocknetes Venedig.

Den Karikaturisten Kuczynski in seinem Einfallsreichtum kann man nur so charakterisieren: wie gemalt.

Und er scheint ja auch selbst zu malen. Das ist die ästhetische Besonderheit seiner Bilder. Kuczynski scheint sich aller technischen Möglichkeiten zu bedienen und benutzt doch nur Bleistifte und Aquarellfarben. In den achtzehn Jahren seiner Karikaturistenkarriere hat Pawel Kuczynski damit Maßstäbe gesetzt. Aber auch mit seiner Moral. Wie es sich gehören sollte in diesem Gewerbe, aber wie selten hört man von desgleichen.

Andreas Platthaus

Karikatur "War crimes"

Die Karikatur "War crimes" ("Kriegsverbrechen"), die Pawel Kuczynski anlässlich der Preisverleihung exklusiv für die Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) gezeichnet hat, ist als Kunstdruck (Format 50 x 65 cm) in einer limitierten Auflage von 200 Stück bei der BRAK erhältlich. Das Werk ist von Pawel Kuczynski von Hand nummeriert und -signiert. Es kann für 195 Euro, zzgl. Versand und Verpackungskosten, bei der BRAK bestellungen(at)brak(dot)de bestellt werden.

Werk anlässlich des Karikaturpreises der deutschen Anwaltschaft 2022, "War crimes", Preisträger Pawel Kuczynski

"War crimes", Original im Format 22,5 x 28,5 cm, Wasserfarben und Buntstifte auf Papier