Rechtsanwalt Hans Litten
Litten hatte als Verteidiger im Edenpalast-Prozess Adolf Hitler als Zeugen vorführen lassen und ihn dabei in die Enge getrieben; er wurde deshalb verfolgt und im Konzentrationslager Dachau inhaftiert, wo er auch zu Tode kam.
„Es ist mir gelungen, - ich habe Hitler zum Legalitätseid gezwungen.“
Wir gedenken an den 85. Todestag von Rechtsanwalt Hans Litten. Seit 2010 ziert eine Gedenktafel zu seinen Ehren das Gebäude der Bundesrechtsanwaltskammer, dem Hans-Litten-Haus, in der Littenstraße 9.
Litten (geb. 19.06.1903) hatte sich den Hass der Nationalsozialisten zugezogen. In einem am 18. April 1931 beginnenden Prozess wirkte Litten als Nebenkläger auf Seiten von vier Mitgliedern des Arbeiterwandervereins „Falke“ mit, die bei einem Überfall des SA-Sturms 33 in Charlottenburg schwer verletzt wurden. Auf Antrag von Rechtsanwalt Litten wurde Adolf Hitler am 8. Mai 1931 als Zeuge vernommen. Durch gezielte Befragung des Zeugen Hitlers versuchte Litten die Unglaubwürdigkeit der Legalitätsversicherungen der Nazis nachzuweisen – im Laufe der Vernehmungen konfrontierte Litten den Zeugen Hitler mit der Schrift „Der Nazi-Sozi“ des Reichspropagandaleiters der NSDAP Goebbels, in der er forderte, das Parlament auseinander zu jagen, die Macht zu ergreifen und die „Gegner zu Brei zu stampfen“. Durch die Fragen von Litten in die Enge getrieben, schrie Hitler Litten mit hochrotem Kopf an: „Wie kommen Sie dazu, Herr Rechtsanwalt, zu sagen, da ist eine Aufforderung zur Illegalität. Das ist eine durch nichts zu beweisende Erklärung.“ Nach dem Prozess konnte Litten gegenüber seiner Mutter im Beisein von Freunden berichten: „Es ist mir gelungen, - ich habe Hitler zum Legalitätseid gezwungen.“
Die Rache Hitlers lies nicht lange auf sich warten. Litten wurde in Schutzhaft genommen und mit der Einlieferung in das Gefängnis Spandau begann ein langer Leidensweg in den Konzentrationslagern Sonnenburg, Brandenburg, Esterwegen Lichtenburg, Buchenwald und Dachau. Zahllose Versuche seiner Mutter, ihren Sohn durch Petitionen an hochgestellte Personen des Regimes zu retten, blieben erfolglos. Von den Folterungen in den Tod getrieben, erhängt sich Hans Litten in der Nacht vom 4. zum 5. Februar 1938 in Dachau. Die letzte Ruhe fand er auf einem Pankower Friedhof.
Anlässlich seines 85. Todestages gedenken wir einmal mehr nicht nur dem Menschen Litten, sondern auch dem Rechtsanwalt Litten und seinem besonderen und mutigen Einsatz für das Recht und den Rechtsstaat.
Der Mutige Mann, der Hitler bloßstellte", Shawn Jerome Malvahandi des Silva, Berlin, BRAK-Magazin 1-2/2024, S. 25
"Noch heute ein Vorbild: Hans Litten", Tim Abraham, Berlin, BRAK-Magazin 1/2023, S. 17
Buchempfehlung: "Eine Mutter kämpft gegen Hitler“; Irmgard Litten, ISBN 978-3-7472-0069-8, 296 Seiten
Hans Litten - Die Adresse der BRAK ist untrennbar mit dem Namen Hans Litten verbunden
"Schülerinnen und Schüler auf den Spuren von Hans Litten"; Kristina Trierweiler, BRAK-Magazin 2/2022
Podcast: "Vergessen ausgeschlossen: Anwalt ohne Recht"; Ekkehart Schäfer, ehem. Präsident der BRAK, zu Gast bei RAin Stephanie Beyrich, BRAK, in der Podcastreihe (R)ECHT INTERESSANT!
Symposium der BRAK zum 80. Todestag Hans Littens "Kampf für Gerechtigkeit - gestern und heute"; Sven Kienscherf, BRAK-Magazin 2/2018
Interview zur Theatervorstellung "Der Prozess des Hans Litten – Taken at midnight - Eine besondere Erinnerung an Hans Litten" mit der Schauspielerin und Nichte von Hans-Litten, Patricia Litten; Kristina Trierweiler, BRAK, BRAK-Magazin 2/2017
BRAK-Ausstellung "Anwalt ohne Recht"