Nachrichten aus Berlin | Ausgabe 2/2024

Freie Berufe: Personalsuche dauert bis zu zehn Monaten

Rechts-, steuer- und wirtschaftsberatende Freie Berufe schätzen das Geschäftsklima etwas besser als im Vorjahr ein, schauen jedoch keineswegs optimistisch in die Zukunft, zumal der Fachkräftemangel sich zuspitzt. Das ergab die Winter-Konjunkturumfrage 2023 des Bundesverbands Freier Berufe.

24.01.2024Newsletter

Im Vergleich zum Vorjahr besserte sich die Stimmung unter Freiberuflerinnen und Freiberufler etwas, doch der Fachkräftemangel spitzt sich immer weiter zu. Das ergab die Ende 2023 durchgeführte Winter-Konjunkturumfrage des Bundesverbands Freier Berufe (BFB).

Aktuelle Geschäftslage

Ihre aktuelle Geschäftslage schätzen 38,1 % der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler als gut ein, 43,6 % als befriedigend und 18,3 % als schlecht. Verglichen mit den Vorjahreswerten verbessert sich die Stimmung leicht: Im Winter 2022 beurteilten 37,7 % der Befragten ihre Lage als gut, 40,9 % als befriedigend und 21,4 % als schlecht. Die rechts-, steuer- und wirtschaftsberatenden freien Berufe sind noch am zuversichtlichsten, gefolgt von den technisch-naturwissenschaftlichen freien Berufen und den freien Kulturberufen. Die freien Heilberufe bewerten ihre aktuelle Lage schlechter.

In Summe fehlen den freien Berufen rund 160.000 Fachkräfte, 53.000 angestellte Berufsträgerinnen und Berufsträger sowie 50.200 Auszubildende. Das sind rund 263.200 offene Stellen. 82,2 % der Befragten gaben an, dass es einfach an Bewerberinnen und Bewerbern fehlt und im Mittel es etwa zehn Monate dauert, die Stelle zu besetzen. Aber nicht nur das belastet die Branchen.

„Ein hohes Kostenniveau, ein kritisches Marktumfeld auch aufgrund der steigenden Gesamtzahl von Insolvenzen sowie innenpolitische Unwägbarkeiten dämpfen die Zuversicht der Freiberuflerinnen und Freiberufler. Überdies arbeiten mehr und mehr von ihnen gemeinsam mit ihren Teams über Anschlag“, so BFB-Präsident Friedemann Schmidt zur aktuellen BFB-Konjunkturumfrage. Im Vergleich zur Umfrage 2022 (Vorwinter) schätzt nur rund jede/r dritte Befragte, seine aktuelle Geschäftslage als gut ein. „Und nicht einmal jede, jeder Zehnte erwartet im kommenden Halbjahr eine günstigere Entwicklung. Selbst dieser im Vorjahresvergleich leicht zuversichtlichere Ausblick ist mit Unsicherheiten behaftet, was sich am Geschäftsklima ablesen lässt“, so der BFB-Präsident.

Diese vielfältigen Belastungen gehen auf Kosten der Angebotsportfolios und der Beziehungen zu Kunden, Mandanten oder Patienten. So mussten aufgrund der Überlastung gut zwei Drittel der Befragten Aufträge, Behandlungen, Mandate etc. bereits ablehnen. Und schlimmer noch: Mehr als jede/r Vierte der Befragten erwartet, das vertraute Spektrum höchstens noch ein Jahr erbringen zu können.

Gegenmaßnahmen

Die am häufigsten von den Befragten geforderten Gegenmaßnahmen waren:

1. Ressourcenverbrauch (z. B. Zeit) durch Bürokratie verringern: 64,8 %
2. Schulische Berufsorientierung stärken: 55,2 %
3. Bessere schulische Qualifikation fördern: 52,9 %
4. Flexible Arbeitszeitmodelle: 42,6 %
5. Arbeit über die Altersgrenze hinaus attraktiver gestalten: 40,9 %
6. Qualifizierte Migration fördern: 40,7 %
7. Förderung von Weiterbildungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 34,9 %
8. Mobilitätsunterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 30,9 %
9. Verlängerung der Lebensarbeitszeit: 21,4 %

Weiterführende Links:

Hintergrund:

Die repräsentative Konjunkturumfrage wird regelmäßig vom Institut für Freie Berufe (IFB) Nürnberg im Auftrag des BFB durchgeführt. Dazu wurden im Oktober und November 2023 knapp 1.600 Freiberuflerinnen und Freiberufler zur Einschätzung ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage, der voraussichtlichen Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten, ihrer Personalplanung und Kapazitätsauslastung. Im Sonderteil der Umfrage wurde der Fachkräftemangel in den Blick genommen.

Die BRAK ist Mitglied des BFB und unterstützt die Konjunkturumfragen regelmäßig.