Presseerklärung Nr. 7/2024

Catherine Meurisse erhält 14. Karikaturpreis der deutschen Anwaltschaft

Am 11. September 2024 zeichnete die Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) die renommierte französische Künstlerin und Cartoonistin Catherine Meurisse mit dem 14. Karikaturpreis aus.

12.09.2024Presseerklärung

Die Preisverleihung fand in stimmungsvoller Atmosphäre im Ballhaus Wedding, dem ältesten noch erhaltenen Ballhaus Berlins statt. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis würdigt das außergewöhnliche künstlerische Schaffen der Cartoonistin und ihr Engagement für gesellschaftliche Themen.

Begrüßung und Ehrung

BRAK-Vizepräsident und Jury-Mitglied Rechtsanwalt und Notar Dr. Thomas Remmers begrüßte gemeinsam mit Rechtsanwältin Stephanie Beyrich, Geschäftsführerin und Pressesprecherin der BRAK, die illustre Gästeschar. Beide betonten die langjährige Tradition der BRAK, durch diesen Preis die künstlerische Auseinandersetzung mit rechtlichen und gesellschaftlichen Themen zu fördern und zu belohnen. Dr. Remmers hob hervor, dass Anwaltschaft und Künstlerinnen wie auch Künstler durch ihr Engagement eng verbunden seien.

„Uns Anwältinnen und Anwälte verbindet mit den ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstlern mehr, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Wir alle setzen uns gleichermaßen für mehr Gerechtigkeit ein, sind die Stimme der Schwachen, Benachteiligten und unverzichtbarer Bestandteil unserer Demokratie. Allein die Wahl der Mittel unterscheidet uns. Während die Anwaltschaft in der Regel schreibt oder plädiert, kämpfen die Künstlerinnen und Künstler – je nachdem – mit Feder, Pinsel oder Stift. Im Grunde sind wir letztlich so etwas wie Berufskollegen.“

Benjamin Strasser, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz betonte in seinem Grußwort, dass die Verleihung des Karikaturpreises der deutschen Anwaltschaft nicht nur eine Ehrung für künstlerisches Talent sei, sondern auch ein Symbol für die Verteidigung der Meinungs- und Kunstfreiheit. „Dieser Preis erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Stimmen der Künstlerinnen und Künstler zu hören und den Dialog über gesellschaftliche Themen zu fördern – auch wenn dies manchmal durch provokante und herausfordernde Darstellungen geschieht.“

Die Laudatio hielt Andreas Platthaus, Feuilleton-Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und Jurymitglied. Schönheit sei für Catherine Meurisse ersichtlich nicht teilbar zwischen Natur und Kunst. Wohl aber Hässlichkeit. Die sei menschlich, also künstlich, und die Justiz sei einer der Wege, ihrer Herr zu werden, die Hässlichkeit zurückzudrängen. Die Kunstform der Karikatur sei zu einem der letzten Bereiche geworden, in dem sich die kleinen Leute den Großen gegenüber erhaben fühlen können: durch Gelächter, das schärfste Gericht auf Erden. Das sei die einzige Form von Selbstjustiz, die er sehen wolle.

Die Preisträgerin: Catherine Meurisse

Catherine Meurisse ist bekannt für ihre sensiblen und tiefgründigen Werke, in denen sie oft auf literarische und philosophische Themen Bezug nimmt. Sie studierte Französisch und Literatur sowie Illustration an der école nationale supérieure des arts décoratifs in Paris. Meurisse war die erste weibliche Zeichnerin in der Redaktion von „Charlie Hebdo“ und hat seitdem bedeutende Beiträge zur Kunst- und Kulturszene geleistet, u. a. als erste Comiczeichnerin im Centre Pompidou.

Ein einschneidendes Erlebnis in Meurisse' Leben war der Terroranschlag auf „Charlie Hebdo“ im Jahr 2015, dem sie nur durch Zufall entging. Dieses traumatische Ereignis verarbeitete sie in ihrer Graphic Novel „Die Leichtigkeit", die auch international große Beachtung fand. Ihre Werke sind geprägt von einer tiefen Auseinandersetzung mit der Schönheit der Natur, Literatur und Kunst sowie einem unermüdlichen Einsatz für eine bessere Welt.

Neues Werk: „The Rights of Nature

Anlässlich der Preisverleihung präsentierte Meurisse ihr neues Werk „The Rights of Nature“, eine farbige Tinten- und Pastellzeichnung auf Papier. Dieses Werk steht exemplarisch für ihr Engagement für Umwelt- und Naturschutz. Es wird in einer limitierten Auflage von 100 Exemplaren angeboten, handsigniert und nummeriert.

Die Karikatur zeigt, wie das Gerichtssystem möglicherweise zu spät auf Umweltprobleme reagiert. Während die Richter oder Anwälte durch eine überflutete Straße waten, die die realen und dringenden Folgen von Umweltzerstörung symbolisiert, bereiten sie sich darauf vor, über die „Rechte der Flüsse" zu verhandeln. Die Szene deutet darauf hin, dass die Natur bereits katastrophale Auswirkungen zeigt, während das Gericht erst jetzt beginnt, diese zu adressieren. Der Text „Our chances are pretty good" unterstreicht die Ironie und Kritik in der Karikatur. Er zeigt, dass die Richter oder Anwälte trotz der offensichtlichen und bereits eingetretenen Umweltkatastrophe überrascht, aber optimistisch bleiben oder sie glauben, dass sie die Situation noch unter Kontrolle haben. Dies kann als Kritik an der Selbsttäuschung und dem verspäteten Handeln des Systems interpretiert werden, das die Dringlichkeit und Schwere der Umweltprobleme unterschätzt oder ignoriert.

Dr. Eva Jandl-Jörg, Expertin vom Museum Wilhelm Busch - Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover und Jurymitglied, hebt hervor, dass Meurisse‘ Arbeiten nicht nur durch ihre künstlerische Qualität, sondern auch durch ihre tiefgehenden Botschaften überzeugen. Ihre Kunst pflanzt im wahrsten Sinne des Wortes neue Gedanken und Hoffnungen in die Welt. Catherine Meurisse beweist mit ihrem Oeuvre, dass die Schönheit der Natur und die Kraft der Kunst in der Lage sind, die Welt zu verändern.

Hintergrundinformationen

Mit dem seit 1998 alle zwei Jahre vergebenen Preis ehrt die BRAK weltweit herausragende Karikaturistinnen und Karikaturisten, die mit ihren humorvollen und kritischen Werken einen wichtigen Beitrag zu einer gerechteren und menschlicheren Welt leisten. Neben Camila de la Fuente (Südamerika) und Pawel Kuczyński (Polen) wurden bereits Sefer Selvi (Türkei), Greser & Lenz (Deutschland), Steve Bell (England), Hans Traxler (Deutschland), Gerald Scarfe(England), R. O. Blechmann (USA), Gerhard Haderer (Österreich), Marie Marcks (Deutschland, † 2014), Edward Sorel (USA), Tomi Ungerer (Frankreich, † 2019) und Ronald Searle (England, † 2011) ausgezeichnet.

Weiterführende Informationen zum Karikaturpreis, der diesjährigen Preisträgerin und früheren Preisträgern finden sich auf der Webseite der BRAK.

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